Eine neue Studie belegt eigentlich Alt-Bekanntes. Die Milliardenzahlungen an Griechenland waren Rettungsgelder für die Kreditinstitute. Für den Staatshaushalt der Hellenen fielen gerade mal 5 Prozent ab und der europäische Steuerzahler wurde als Finanzier der Banken missbraucht.
Euro-Steuerzahler stehen für die Banken gerade

Brüssel & Berlin: Schirmherren der Banken
Man hat es schon immer geahnt, angesichts der immer prekärer werdenen Situation der vermeintlich "Geholfenen" eigentlich schon gewusst. Die als "Hilfszahlungen" deklarierten Kredite an Griechenland waren einzig allein Rettungsgelder für die privaten Kreditinstitute.
Nach dem Ausbruch der von den Banken verursachten Finanzkrise geriet Griechenland ins Wanken. Warum? Weil Athen dazu gezwungen war, sich für die Rettung des Bankensektors über das erträgliche Maß hinaus zu verschulden. Nach rund 220 Milliarden Euro an sog. "Hilfskrediten" und rund sechs Jahren politischen sowie wirtschaftlichen Umbrüchen, steht Griechenland heute schlechter dar als jemals zuvor. Und sollte Athen den hilfesuchenden Zeigefinger zaghaft erheben, schmettern Brüssel und Berlin jegliches begründete Argument mit der Ermahnung "endlich die Hausaufgaben zu erledigen" gnadenlos nieder.
Rettung der Gläubiger und Banken über Griechenland
Eine von der European School of Management and Technology (ESMT) ausgearbeitete Studie belegt nun das eigentliche Konzept der sog. Griechenland-Rettung. Die Studie liegt dem Handelsblatt (Mittwochausgabe) exklusiv vor.
In einem 24-seitigen Dokument weisen die Ökonomen nach, dass von allen an Griechenland überwiesenen Geldern lediglich 9,7 Milliarden Euro in die Staatskasse flossen und der "große Rest" in den Kanälen der privaten Banken- und Gläubigerlandschaft versickerte. Lediglich 5 Prozent der Gesamtsumme stand Athen zur Verfügung, um den Bewohnern Griechenlands damit dienen zu können. Rund 215,9 Milliarden Euro fanden Verwendung für die Befriedigung der Gläubiger und das Leisten für die Zinsforderungen.
Gerettet wurden vor allem europäische Banken, so Jörg Rocholl, ESMT-Präsident. 86,9 Milliarden Euro wurden für die Begleichung von alten Schulden verwendet, 52,3 Milliarden Euro fielen einzig für Zinsen an und 37,3 Milliarden Euro flossen direkt zu den Banken für deren Rekapitalisierung.
Schuldendienst und Zinszahlungen seien zwar für jeden Haushalt ein Normalfall, aber die ESMT-Studie lässt Zweifel darüber aufkommen, ob die sog. "Hilfsprogramm" richtig konstruiert wurden. Seit 2010 ist Griechenland de facto insolvent, dennoch wurde mit den "Rettungskrediten" die Rückzahlung der Schulden finanziert. Anstatt die Gläubiger Griechenlands ihre selbst eingegangenen Risiken zu überlassen, mussten die europäischen Steuerzahler die Privat-Investoren herauskaufen.
"Rettung griechischer Banken war eine Katastrophe"
Die Steuerzahler wurden offenbar wissentlich als Zahlmeister ohne jegliche Chancen auf die Rückzahlung der verwendeten Steuergelder missbraucht. Lt. der Studie war vor allem die Rettung der griechischen Kreditinstitute für die Steuerzahler ein katastrophales Geschäft. Aus den ersten beiden "Rettungspaketen" flossen 37,3 Milliarden Euro direkt zu den griechischen Banken. Von den Geldern ist allerdings bis heute fast nichts mehr übrig. Diese Hilfen sind fast vollständig vernichtet worden. Seit der Rekapitalisierung der Banken im Jahr 2013 verloren die Geldhäuser rund 98 Prozent ihres ursprünglichen Börsenwertes.
An diesem Punkt machte sich vor allem der politisch motivierte Hintergrund bemerkbar. Zu Beginn 2015 gewann das Linksbündnis unter dem griechischen Premier Alexis Tsipras die Wahl. Der Bankenindex brach innerhalb der kommenden drei Tage nach dem Wahlsieg um 44 Prozent ein. Damit wurden 11,4 Milliarden Euro der Rekapitalisierungssumme einfach so vernichtet.